Zeit fürs gehen - Zeit fürs gehen mit Anthony Ramos

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Anthony Ramos: Weißt du, ich liebe Spazierengehen, weil ich finde, es hat eine gewisse Freiheit … Der Körper bewegt sich, dein Verstand fließt und du gestattest es dir selbst, hinzuzugehen, wo auch immer dein Verstand und dein Körper hin wollen, ohne dir irgendwelche Bedingungen oder Verbote aufzuerlegen.

Das ist das, was irgendwie echt cool daran ist, einfach deinen Körper zu bewegen.

[INTROMUSIK]

Sam Sanchez: Das ist Zeit zum Spazierengehen, wo einige der interessantesten und inspirierendsten Menschen Geschichten, Fotos und Songs teilen, die ihr Leben beeinflusst haben. Anthony Ramos wurde für seine Performance im Broadway-Musical „Hamilton“ mit einem GRAMMY ausgezeichnet. Auf diesem Spaziergang reflektiert der Schauspieler und Sänger die Wichtigkeit, allein zu sein, und sein Durchhaltevermögen auf dem Weg zum Künstler.

[GEHGERÄUSCHE]

Anthony Ramos: Ich gehe gerade durch den Elysian Park in Los Angeles, Kalifornien. Es ist wirklich überwältigend. Vögel, Bäume, die Brise ist genau richtig. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, was echt schön ist. Meine Familie stammt aus der Karibik, als ist jeder Ort, an dem es warm ist, mir am liebsten, und man, das hier ist echt wunderschön. Es ist nur … hier oben ist niemand. Es ist tatsächlich irgendwie friedlich, und je weiter wir kommen, desto friedlicher wird es. Es ist also wirklich besonders.

Dieser Vibe ist definitiv anders als zuhause, definitiv anders als der Vibe in Brooklyn. In New York haben wir nicht allzu viele Wanderwege. Aber mir wurde gesagt, dass es am Ende dieser Wanderung einen Hammerausblick gibt. Ich kann also kaum erwarten, ihn zu sehen.

Aber hoffentlich begegnen wir hier draußen keinen wilden Tieren. Das wäre ein trauriger Tag in der Hood.

Mein gesamtes Aufwachsen lang haben wir in Armut gelebt. Wir waren zu dritt, drei Kinder. Mein Vater war nicht da, und wir hatten eine anstrengende Beziehung. Kostenloses Mittagessen in der Schule war echt wichtig für mich, weil das oft die einzige Mahlzeit war, von der ich wusste, dass ich sie kriege.

Aber sie änderten die Regeln oder irgendwie sowas. Und plötzlich kostete das Mittagessen 25 Cent, und manchmal hatte ich die nicht.

Also drängte ich quasi meine Freunde. Du weißt schon, ich war so: „Jo, kannst di mir 25 Cent schießen? Ich geb‘s dir nächste Woche zurück“, oder was auch immer.

Es war hart. Selbst als ich sechs war, ich habe immer zu meiner Mom gesagt, „Ich will hier nicht mehr sein.“

Es war nicht so, dass ich nicht … Dass ich nicht stolz auf meine Hekrunft wäre, denn ich bin wahnsinnig stolz darauf, woher ich komme. Es war einfach, wie wir gelebt haben, weißt du, das Leben in Armut, das Leben in der Hood. Und irgendwie, ich war so: „Ja, Ma, ich weiß, dass es da noch mehr für uns gibt. Ich weiß, dass da mehr für uns ist als das, was wir kennen.“

Es war hart, als Kind diese ziemlich großen Träume zu haben, aber auch zu wissen, dass es sehr viele Ungleichheiten gab: Geld, unser Wohnort, eine spanische Herkunft in Brooklyn.

Entweder spielst du Baseball oder du … einer deiner Freunde besorgt dir einen Job. Ein Weg in Richtung Kunst war also etwas, das komplett unmöglich schien und ein viel zu weiter Sprung.

Und wie ich dann letztendlich meinen Weg auf die Bühne gefunden habe, war interessant. Es war mein drittes Jahr auf der Highschool. Zu der Zeit hab‘ ich Baseball gespielt. Ich war Sportler. Das war mein Ding. Das war es, was ich machen wollte. Und ich hab‘ eine Ansage gehört … über die Lautsprecher an meiner Schule. „Hey, kommt zum Vorsprechen für dieses Ding namens ‚Sing‘.“ Und ich wusste nicht wirklich, was das war, eine Talentshow vielleicht oder irgendwie sowas.

Ich hatte immer ganz gut singen können, aber ich hatte nie Unterricht oder sowas genommen. Aber ich sang gern.

Ich gehe also zu dem Vorsprechen für dieses Ding. Ich singe „Ordinary People“ von John Legend. Ich will gerade gehen, und die Lehrerin, Sara Steinweiss, meint: „Hey, kannst du diese Szene lesen?“ Ich so: „Szene lesen?“ Von wegen: „Nee, was soll das heißen? Was ist das hier eigentlich? Ist das keine Talentshow?“

Und sie so: „Nein. Das ist ein Musical.“ Und ich nur: „Nee, Miss, sowas mache ich nicht.“

Und sie dann: „Nun, das ist, was das hier ist. Du musst quasi singen und tanzen und schauspielen.“ Und ich so: „Okay.“ Also hab‘ ich die Szene gelesen, und ein paar Tage später kommt die Liste.

Weißt du, ich habe gewartet, bis einige der Schüler weggelaufen waren und dann hab‘ ich mich heimlich darüber geschlichen. Und ich sehe meinen Namen auf der Liste. Ich hab‘ eine Hauptrolle bekommen. Und ich dachte nur: „Man, das ist irre.“

Zuerst wollte ich es nicht machen, weil es so viel Dialog gab. Und ich dachte: „Ja, ich mach‘ nicht mal meine Hausaufgaben. Als ob es irgendwie möglich ist, dass ich … dass ich mir all das merke.“ Sara Steinweiss war dann so: „Nein, du musst das unbedingt machen.“ Meine Freunde ermutigten mich. Und ich so: „Wisst ihr was? Ich mach’s einfach.“

Die Show hieß „Liebe überwindet alles“ und die Schüler hatten sie geschrieben. Das werde ich nie vergessen. Ich bin auf die Bühne gegangen und ich trage diesen, keine Ahnung, Lappen. Es kann auch eine Decke gewesen sein, oder eine Robe oder ein Umhang oder was auch immer, irgendwas Königliches, und eine Pappkrone mit viel zu viel Make-up im Gesicht. Und ich singe dieses Lied, und dann fühlte ich dieses überwältigende Gefühl, dahin zu gehören.

Ich hatte das schon mal gefühlt, aber nur beim Baseball. Und es war fast, als würde dasselbe Gefühl über mich kommen, wenn nicht noch stärker. Es war fast unangenehm. Es war so unangenehm, wie wohl ich mich auf der Bühne fühlte. Von diesem Augenblick an, machte ich einfach weiter diese Shows, ich machte immer weiter die Shows.

Und das Abschlussjahr kommt, und ich hatte mich bei einem Haufen Schulen beworben, um Baseball zu spielen. Und leider wurde jede Bewerbung für jede einzelne Schule abgelehnt, weil ich nicht … Ich hatte die Formulare für die finanziellen Unterstützungen nicht rechtzeitig besorgt. Es war viel los bei uns, und wir haben es einfach nicht geschafft.

Also konnte ich nirgendwohin gehen. Ich hatte keine Schule, auf die ich konnte.

Aber Sara Steinweiss, du weißt schon, meine Lehrerin, sie gab nicht auf. Sie meinte nur: „Jo, pass auf, ich hab‘ hier diesen Flyer für diese Schule namens AMDA in New York, die American Musical and Dramatic Academy."

Ich nur so: „Oh, okay. Yeah, sicher, cool.“ Also gibt sie mir diesen Flyer. Und weißt du, da ist irgendein Mädchen auf dem Flyer. Sie hält irgendwie dieses Mikro hoch und singt sich die Seele aus dem Leib, das konnte man sehen. Und sie sieht wunderschön aus. Das Licht scheint perfekt auf sie. Und ich denke nur: „Ich werde nie auf diese Schule gehen.“

Und Sara meint: „Jo, pass auf. Wir müssen an deinem Material fürs Vorsprechen arbeiten. Und du musst die Bewerbung ausfüllen. Du musst diese zwei Aufsätze schreiben und bla, bla, bla. Wir müssen das ziemlich bald rüber schicken.“

Ich fühlte mich sofort überwältigt.

Ich wollte die Bewerbung eigentlich gar nicht ausfüllen. Ich wollte aufhören. Ich heule bei meinem besten Freund zuhause, und er ruft sie an und sagt: „Hey, wissen Sie, dass Anthony aufhören will? Weil, er redet davon, zur Navy zu gehen. Können Sie bitte mit ihm sprechen?“

Und sie nur: „Gib ihn mir mal.“ Sie sagt: „Hey, komm sofort rüber zu mir.“ Und ich so: „Rüber zu Ihnen nach Hause? Sie leben voll weit weg.“ Und sie … Na ja, sie so: „Ist mir egal. Schwing dein Hinterteil hierher.“

Ich saß an ihrem Küchentisch, hab‘ die Aufsätze fertiggeschrieben. Und dann hat sie gesagt: „Nun, hast du das Geld, um für die Bewerbung zu bezahlen? Kannst du es einschicken?“ Und ich sah sie nur so an, und sie war so: „Weißt du was? Gib mir das.“ Sie wusste, ich hatte kein Geld. Ich hatte nicht den Mut, ihr das zu sagen, aber sie übernahm die 50$ für die Bewerbung, und ich war im Rennen.

Ich bereitete den Monolog vor, ich bereitete den Song vor. Und ich ging zu der Schule und ich machte das Vorsprechen. Ich mach‘ meinen Monolog, ich werde das nie vergessen. Ich hatte Requisiten dabei. Es war so … Ich krieche hier über den Boden. Ich werde wirklich zu dieser Figur. Und dann singe ich mein Lied, „This Is the Moment“, und ich, ich ziehe während des Songs mein Hemd aus und werfe es weg. Das war alles so dramatisch oder was auch immer. Weißt du, ich fand, das Vorsprechen war gut gelaufen, aber ich bekam ein paar Tage lang keine Rückmeldung. Und eines Tages klingelt endlich mein Handy, und ich steh‘ eigentlich unter der Dusche. Und ich gehe unter der Dusche ran. „Hey, Mann, ich wollte dir nur Bescheid geben, dass du drin bist.“ Ich konnte es nicht glauben. Ich war so … Ich habe in der Dusche geheult, so „Oh man.“

Spulen wir vor, ich kriege das Willkommenspaket. „Oh, du weißt schon, wir sind so begeistert, dass du zu uns kommst.“ Der Campus und das Studierendenleben und klar, du liest all diese Dinge über die Schule, du weißt schon, wie es sein wird, dahin zu gehen. Und dann, als nächstes, blätterst du auf Seite 33. Okay? Das packen sie immer ans Ende: „Und soviel wird all das kosten.“ Mich überfällt sofort diese Welle der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, weil ich mir diese Zahl ansehe und denke: „Das kann ich mir auf gar keinen Fall leisten.“

Das werde ich nie vergessen. Meine Mom, sie hat mich angesehen. Sie hat gesagt: „Keine Sorge, Liebling. Gott wird einen Weg finden. Gott wird einen Weg finden.“ Und ich so: „Tja, das Semester beginnt. Ich bräuchte diesen Weg von Gott ziemlich schnell, soviel kann ich dir sagen … Vielleicht sollten wir anfangen, zweimal statt einmal pro Tag zu beten, weißt du?“

Und dann ruft mich die Schule wegen eines Kredits an. Also überlegen wir, diesen verrückten Kredit zu nehmen, den wir uns definitiv nicht leisten können.

Aber Sara Steinweiss ist wieder da. Da kommt sie schon wieder zu meiner Rettung. Sie sagt: „Hey, man, ich habe deinen Namen an einen Stipendienfonds weitergegeben. Du wirst dich mit ihnen treffen müssen."

Ich sitze dieser Frau gegenüber, und ich fange an, ihr meine Geschichte zu erzählen. Ich teile mit ihr. Und ich sage: „Passen Sie auf, also, meine Familie hat dies, dies, dies und das durchgemacht. Ich weiß, meine Zensuren sind nicht die besten, aber meine Zensuren geben nicht wieder, wer ich bin. Ich brauche nur jemanden, der es mich versuchen lässt. Wissen Sie, ich brauche jemanden, der mir eine Chance gibt. Wenn jemand das tut, werde ich ihn oder sie nicht enttäuschen.“ Also im Prinzip, sie weint, ich weine.

Etwas später klingelt mein Handy. „Hey, also, wir geben dieses Stipendium normalerweise nicht an Leute mit deinen Zensuren. Aber weißt du, Anthony, wir wollen dir alle vier Jahre deiner Schule bezahlen.“

Und sofort hatte mein Leben sich verändert. Es war wie, in diesem Moment, hätte ich nicht gewusst, was ich mit meinem Leben anfangen sollte, dann knallte es mir direkt ins Gesicht.

Ich war einfach überwältigt von diesem Gefühl von Hoffnung, so: „Wow, es gibt Hoffnung für eine Zukunft.“ So viele Jahre, in denen ich mich verloren gefühlt hatte, und endlich, so als ob, öffnet sich da eine Tür einen Spalt breit, aber eben nicht nur einen Spalt, sie schlägt auf. Gott hatt einen Weg gefunden. Dieser Augenblick war der Beginn von allem.

Es ist fantastisch, weil, wenn wir einfach weiter Ja zu Dingen im Leben sagen, die wir nicht wirklich, also, verstehen, wie: „Ich verstehe nicht, wieso ich da jetzt Ja sage. Ich weiß nicht wirklich, wie ich das schaffen werde.“ Aber wir sagen einfach Ja. „Ja, ich mache diese Sache, die mir komplett unangenehm und fremd ist. Ja, ich gebe alles und ich arbeite so hart wie ich noch nie in meinem Leben für irgendwas gearbeitet habe, weil ich diese Gelegenheit bekomme.“

Ich denke, es war die Bereitschaft, einfach Ja zu Dingen zu sagen, die ich nicht vollständig verstand oder Dinge, die mir zum Großteil Angst machten, aus denen dann einige der schönsten Segnungen wurden, die ich je erhalten habe.

Das Wort „ja“ kann sehr mächtig sein.

[GEHGERÄUSCHE]

Als ich aufwuchs ließ meine Mom mich immer bei Familienfeiern singen. Sie zwang mich einfach immer zum Singen, zu Thanksgiving und Weihnachten. Meine Mom meinte immer: „Anthony, sing uns ein Lied. Sing uns ‚Aguanile‘“, du weißt schon, von Héctor Lavoe, aber die Marc-Anthony-Version. Ich meine, „Sing einfach das Lied. Sing ‚Aguanile‘ oder sing ‚El Cantante‘.“ Singen … weißt du, sie hat es immer geliebt, wenn ich auf Spanisch gesungen habe.

Ich liebte Marc Anthony, als ich aufwuchs, Wisin y Yandel, Daddy Yankee, einfach all diese Künstler. Aber weißt du, ich bin in Brooklyn großgeworden, in Bushwick. Ich habe nicht auf Spanisch gesungen. Gesungen habe ich … Weißt du, ich habe Hip-hop gehört. Ich habe 50 Cent gehört. Ich habe Mobb Deep gehört. Ich habe Biggie Smalls gehört, Jay-Z. Einige meiner Lieblingskünstler waren weiß, oder sie waren schwarz, und nicht, weil ich keine Latino-Künstler hörte.

Es gab nicht viele Schauspieler oder viele Sänger, die überwechselten, vielleicht mehr Sänger, aber definitiv keine Schauspieler, die ich mir ansehen konnte und wo ich denken konnte: „Oh man, so, du weißt schon, wow“, so, „Das will ich auch machen. Das, die Karriere dieser Person ist etwas, das ich nachmachen will“, oder was auch immer …

Ich war also so: „Ich bin Latino, aber, wir nehmen wir meine Latino-nis, weißt du, diesen Latino-Geschmack in mir und bringen ihn in diese anderen Musik- oder Entertainment-Genres ein, die uns nicht wirklich als Teil der Gemeinschaft willkommen geheißen haben?“

Später auf dem College hieß es raus da und zu offenen Vorsprechen gehen, 500 Leute, die um 5 Uhr morgens vor einem Studio Schlange stehen, im kalten Winter, in der Hoffnung, für irgendeine Show gesehen zu werden. Und das war dann so: „Du bist zu hell, du bist zu dunkel, du bist zu groß, du bist zu klein. Wir wollen einen klassischen Sänger. Wir wollen eher was Zeitgenössisches.“ Und ich war so: „Jo, was brauche ich dafür? So, was muss ich tun?“

Ich habe mich definitiv entmutigt gefühlt, und ich wollte aufhören. Und dann Lin-Manuel Miranda.

Ich saß im Publikum seines ersten Musicals, „In the Heights“, wo ich Charaktere auf der Bühne sah, die nicht nur wie ich aussahen, sondern auch wie ich klangen. Sie singen Musik, die wie die Musik ist, die ich jeden Tag höre. Sie reden so wie ich, sie gehen wie ich, haben meinen Stil. Sie singen über Dinge, die ich kenne, wie Pirogen, Rasureis, Dinge, die ich aß. Die Salsamusik, ich höre Congas. Dinge, die mich an zuhause erinnern, Dinge, die mich daran erinnern, wie ich aufgewachsen bin.

Ich saß in diesem Publikum und dachte nur so „Jo, vielleicht gibt es einen perfekten Ort für mich auf dieser Welt, dieser Welt des Theaters und des Entertainments.“

Es war fast, als würden Lins Worte auf der Bühne mir Hoffnung geben.

Und dann vorgespult, ich hab‘ eine Broadway-Show gemacht. Ich war bei „Hamilton“ dabei, dem Musical.

Und das war einschüchternd für mich, weil alle in dieser Show Spitzenklasse waren, die Besten des Besten in dem, was wir tun. Und ich war nur so: „Mann“, also so, in Ehrfurcht vor meinen Besetzungsmitgliedern. Und ich konnte einfach nicht glauben, dass ich in einem Raum mit ihnen war. Es war irre.

Weißt du, ich erinnere mich an einen Tag im Theater, es gab ein Besetzungsmeeting über irgendwas, und ich spreche mit Lin, der die Show geschrieben hatte und in der Show spielte, und mit ein paar anderen aus der Besetzung. Ich hab‘ einen Witz gerissen.

Und ich kann mich nicht erinnern, was für ein Witz es war, aber ich war unsicher, was die Art anging, wie ich ihn gerissen hatte. Ich verurteilte mich selbst noch, bevor ich irgendwem die Chance gab, zu verdauen, was ich gesagt hatte, oder mich zu verurteilen oder was auch immer. Okay? Ich hab‘ mich einfach sofort selbst verurteilt. Ich habe dann laut sowas gesagt wie: „Hahaha, Man, ich glaube, ich spreche zu ghetto, Mann. Manchmal rede ich einfach zu sehr wie in der Hood. Ich muss einfach die Art ändern, wie ich rede.“

Lin hat sich zu mir um gedreht. Das vergesse ich nie. Er hat mich angesehen, direkt in die Augen, und gesagt: „Du musst nie die Art, wie du redest, ändern, mein Lieber. Du musst nur darauf achten, dass die Leute dich verstehen.“

Dieses Zitat werde ich für immer im Herzen tragen, im Geist. Dieses Zitat hat mir geholfen, Entscheidungen über Jobs zu treffen, darüber, was ich als nächstes tue. Es war einfach dieser Moment der Offenbarung für mich, als er das gesagt hat, die Erinnerung, dass ich nicht ändern müsste, wer ich bin.

Seine Worte, wie wir da einfach nur bei den Proben abgehangen haben, gaben mir Hoffnung. Sie bedeuten mir so viel, Mann. Ich liebe ihn, und ich bin ihm so dankbar für seine Ermutigung.

[GEHGERÄUSCHE]

Okay, zu Beginn der Pandemie, du weißt schon, der Lockdown, im März. Und ich war zuhause in New York. Ich war irgendwie … Ich hatte rumgesessen. Ich hatte jahrelang keinen Sport gemacht. Jahre lang hatte ich gesagt: „Mann, ich muss wieder in Form kommen. Ich muss wieder in Form kommen.“

Meine Verlobte hatte mit einem Trainer gearbeitet, dieser Herr namens Corey Harbison. Und sie war echt … sie machte fantastische Fortschritte. Sie erzählte mir immer: „Ant, du wirst Corey lieben. Ihr beide solltet zusammen traineren.“

Ich so: „Ah. Yeah, yeah, yeah. Kann’s kaum erwarten. Das wird super.“ Aber ich sagte ihnen immer wieder ab, so: „Nee. Du weißt schon, nächstes Mal, nächstes Mal.“

Dann endlich traf ich eine Entscheidung. Ich sagte: „Weißt du was? Wenn es je die richtige Zeit ist, wieder in Form zu kommen, dann jetzt. Es ist genau jetzt. Ich bin die ganze Zeit zuhause. Es gibt also keine Ausrede für mich, nicht zu trainieren.“

Eines Morgens rufen wir Corey an, stellen das Handy irgendwo ab, wo er uns beide sehen kann. Ich mache das erste Mal in irre langer Zeit Sport, und das zusammen mit meinem Mädchen. Keine 25 Minuten später bin ich so, ich hänge im Badezimmer und kotze, ich kotze meine Sünden aus. Und ich denke nur: „Das ist Wahnsinn.“ So peinlich.

Ich sag’s ehrlich, das hat mich etwas entmutigt. Aber dann bin ich am nächsten Tag aufgestanden und habe gedacht: „Bäm, los geht’s. Komm schon.“ Ich machte weiter. Wir haben mit dreimal pro Woche angefangen. Dann erhöhten wir auf viermal pro Woche.

Das war zu Beginn der Pandemie. Aus irgendeinem Grund waren Gewichte und Toilettenpapier die Dinge, die ausgingen. Du konntest keines von beidem finden.

Wir fingen an mit, so, Poland-Springs-Gallonen. Wir hatten eine Yogamatte, wir bestellten einen An Roller. Den konnten wir finden, aber das war es im Prinzip. Es war sehr minimalistisch, weißt du. Wir hatten nicht viele Dinge, aber wir machten es möglich.

Inzwischen bin ich in der besten Form seit, seit Jahren. Das letzte Mal, dass ich so trainiert habe, war wahrscheinlich, als ich 20, 22 Jahre alt war. Weißt du, ich bin jetzt 29 und ich fühle mich wieder genauso stark.

Es war fast, als hätte ich aufgesehen und gedacht: „Jo, Gott, du hast auf deinen Jungen aufgepasst, denn lass mich dir eines sagen, dein Junge war zerbrechlich.“

Ich meine, ich würde lügen, wenn ich dir sagen würde, dass ich jeden Tag, an dem ich trainiere, auch trainieren will. Es gibt Tage, mehr als mir lieb ist, wo ich aufstehe und denke: „Jo, ich will heute echt keine Gewichte heben. Ich will heute keine Sit-ups machen. Ich will heute gar nichts machen. Ich will einfach nur … Ich will im Bett bleiben, okay? Ich will chillen.“

Ich war streng mit mir. Als ob ich … Also, wenn ich keine eineinhalb Stunden trainiert habe, war das nicht genug. Ich sagte mir: „Tja, wenn ich keine eineinhalb Stunden zum Trainieren habe, dann lass‘ ich es einfach.“ Und es ist so, nein, das ist nicht … Weil, selbst, wenn du nur 25 Minuten hast, dann steh einfach auf und mach was.

Wenn wir davon weggehen, streng zu uns selbst zu sein und einfach aufzustehen und was zu machen, stellen wir fest, dass wir Stück für Stück, unsere Ziele zerhauen.

Wow. Ich bin gerade oben auf diesem Hügel angekommen. Der Ausblick ist wunderschön.

Wow, sieh dir das Stadion da drüben an. Das ist irre. Lass uns gehen. Was der Hammer ist, ist, ich gucke direkt aufs Dodger-Stadion, das Weltmeister-Dodger-Stadion.

Es ist wunderschön, Mann. Das ist verrückt. Das ist einfach, als würden meine Welten gerade zusammenkrachen. Ich spreche über all diese Dinge, die in meinem Leben passiert sind, und wie ich zur Kunst gekommen bin, und jetzt gucke ich auf dieses Stadion, das Baseballfeld, das die Sache symbolisiert, die mir von Beginn an am meisten bedeutet hat, das Ballspielen. Und ich liebe dieses Spiel noch immer sehr.

Es ist einfach Wahnsinn, wenn die Welten so zusammenstoßen. Yeah, Mann. Wow. Das ist echt was Besonderes, Mann.

Musik ist ein sehr großer Teil meines Lebens. Also wollte ich einfach ein paar der Songs teilen, die mir viel bedeuten.

Wir hören viele Songs über Leute, die so One-Night-Stands haben, oder: „Ich habe diese Person im Club getroffen und mit in meine Bude genommen und bah, dah, dah, dah, dah“, und ich denke mir: „Jo, das ist nicht mein Leben, Mann.“

Ich bin jetzt seit fast sechs Jahren mit meiner Verlobten zusammen. Und ich hab‘ gesagt, du weißt schon: „Wo ist der Song über Leute, die tatsächlich in langen Beziehungen sind, die noch immer, so, verliebt sind?“ Jeden Tag arbeitest du, du musst an der Beziehung arbeiten, und, und weißt du, es geht immer weniger ums Körperliche und immer mehr ums Geistige. Also hab‘ ich diesen Song über genau das geschrieben, Liebe machen, aber eben wahre Liebe.

Der Song heißt „Mind Over Matter“.

[MUSIK – „MIND OVER MATTER“ VON ANTHONY RAMOS]

Es gibt da eine Gruppe, die ich liebe, die heißt Johnnyswim, Abner und Amanda Ramirez. Ich liebe ihre Musik. Ich hab einen ihrer Songs bei einer Show gesungen, die ich mal gemacht habe, und ein Fan hat uns dann auf Twitter zusammengebracht. Jetzt sind sie, quasi gute Freunde. Und meine Verlobte und ich lieben diesen Song wirklich, und wir singen ihn zusammen. Und er bedeutet mir einfach viel, uns, und ich wollte ihn teilen.

Okay, also der hier heißt „Take the World“.

[MUSIK – „TAKE THE WORLD“ VON JOHNNYSWIM]

Ich habe so bei mir gedacht: „Mann, ist es nicht interessant, wie wir einfach ständig kleine Lügen erzählen, um Sachen zu vermeiden oder uns mit irgendwas nicht beschäftigen zu müssen?“ Ich wollte einfach einen Song genau darüber schreiben. Ich dachte: „Es ist so spannend, wie wir das machen.“ Im Prinzip gebe ich damit zu, dass ich es mache.

Der Song heißt „Little Lies".

[MUSIK – „LITTLE LIES“ VON ANTHONY RAMOS]

Diese Geschichten langweilen mich niemals. Es ist schön, sich zu öffnen und gleichzeitig spazieren zu gehen, dann noch an einem herrlichen Tag. Ich meine, das ist quasi perfekt.

Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, heute mit mir spazieren zu gehen.