Zeit fürs gehen - Zeit fürs gehen mit Uzo Aduba

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Uzo Aduba: Ich liebe es zu Fuß zu gehen, und als ich nach New York gezogen bin, hatte ich nicht immer das Geld für die U-Bahn und bin von meinem Kellnerinnenjob von der Innenstadt bis nach Queens gelaufen. Aber dann wurde es vielmehr dieser private, persönliche Augenblick, um Gespräche mit mir selbst zu führen, für die ich während des stressigen Arbeitstages keine Zeit hatte. So hab‘ ich herausgefunden, dass ich am Ende dieser Spaziergänge meistens die Antworten auf viele der Fragen oder Entscheidungen hatte, die ich zu treffen versucht hatte.

[INTROMUSIK]

Sam Sanchez: Das ist Zeit zum Spazierengehen, wo einige der interessantesten und inspirierendsten Menschen Geschichten, Fotos und Songs teilen, die ihr Leben beeinflusst haben. Berühmt wurde Uzo Aduba als Suzanne „Crazy Eyes“ Warren in der Serie Orange is the New Black, allerdings erst nach Jahren als Bühnenschauspielerin. Auf diesem Spaziergang spricht Uzo darüber, sich seinen Glauben zu bewahren, über lebenslange Bindungen sowie die transformative Kraft dadurch, dass andere an einen glauben.

[GEHGERÄUSCHE]

Uzo Aduba: Ich spaziere gerade durch den Fort Greene Park in Brooklyn, New York. Der es ist nur ein paar Blocks von meinem Zuhause entfernt. Bei mir ist mein Hund Fenway Bark, oder Mr. Fenway Bark mit vollem Namen. Es ist heute ein bisschen dunstig, aber zum Glück trocken, und es ist so ein Park voller Hunde und Kinder. Es gibt auch einen Tennisplatz. Für gewöhnlich sieht man hier Leute beim Mittagessen oder vielleicht auf dem ersten oder zweiten Date. Und es ist einfach an jedem Tag der Woche ein gemütlicher, entspannter Ort zum Spazierengehen und Genießen.

Wenn ich über Glaube und seine Rolle bei meiner Arbeit sprechen will, muss ich über die Anfänge meiner Fernsehkarriere sprechen. Ich hatte da diese Show am Broadway gemacht und eine Managerin kennengelernt, mit der ich zu arbeiten begonnen hatte. Wir trafen uns auf einen Kaffee und sie fragte mich: „Hast du jemals daran gedacht, Kino oder Fernsehen zu machen?“ Und die Wahrheit war, das hatte ich, aber lange Zeit davor. Und zu dieser Zeit habe ich in diesen Medien niemanden wie mich gesehen. Als ich in diesem Geschäft anfing, habe ich diese Träume irgendwie weggesteckt, weil ich nirgendwo dunkelhäutige, nicht eurozentrische Frauen of Color gesehen habe. Mit meiner breiten Nase und meinen mandelförmigen Augen. So etwas habe ich nicht gesehen. Es existierte ehrlich gesagt einfach nicht. Also konzentrierte ich mich hauptsächlich auf meine andere Liebe, das Theater.

Und als sie fragte: „Hast du jemals daran gedacht, in Kino und Fernsehen zu arbeiten?“ sagte ich nein. Und sie sagte: „Nun, ich denke, du solltest darüber nachdenken.“ Also meinte ich: „Okay.“ Und sie sagte zu mir, sie sagte: „Okay. Dann werden wir das versuchen, und werden keine Theatervorsprechen mehr machen und keine Theaterangebote mehr annehmen.“ Und ich so: „Keine Vorsprechen?“ Das war ein bisschen beängstigend, um ehrlich zu sein, denn wir befinden uns da gerade im Jahr 2012. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit Theater. Es ist ein bescheidenes Leben, aber ich kann meine Miete damit zahlen. Ich kann davon leben. Also gingen wir es an, und ich begann zu Vorsprechen zu gehen. Und ich ging zu vielen, und ich bekam nie eine Antwort, rein gar nichts. Es war so: „Nein, nein, hmm, nein.“ Und das ist frustrierend, und du siehst, wie die Neins sich stapeln und dein Bankkonto immer leerer wird und es wird richtig, richtig, richtig, richtig stressig, denn du denkst dir „Was mache ich bloß?“ Und dann „Okay, sie hat gesagt, du sollst dich konzentrieren. Du weißt schon, durchhalten. Einfach probieren.“ Aber es war so, oh mein Gott, besorgniserregend.

Und dann hatte ich ein Vorsprechen für diese Serie namens „Orange Is the New Black“. Ich weiß noch, wie ich das Drehbuch gelesen habe. Ich erinnere mich, dass ich es echt lebhaft, echt lebendig fand. Zu diesem Zeitpunkt muss ich an die 50 oder vielleicht sogar 100 Drehbücher gelesen haben. Und das war das erste, wo ich dachte „Das war echt gut. Ich wäre liebend gern Teil von so etwas.“ Und ähm, ich hab’s zur Seite gelegt, was auch immer, und bin zum Vorsprechen gegangen. Die Casting-Direktorin meinte „Das war wirklich super“, als ich ging. Ich dachte nur „Sicher, das kenn ich schon. Ihr seid mein 51. Vorsprechen diesen Sommer.“ Du weißt schon.

Wie auch immer, ein paar Wochen danach hatte ich ein Vorsprechen für eine andere Serie. Ich gehe also hin, fahre zu der Location, wo ich dachte, dass das Vorsprechen wäre – war es nicht. Man hatte mich zur falschen Adresse geschickt. Ich renne, ich renne, es ist noch immer heiß. Heißer Tag, Anfang September. Und ich komme da an. Ich bin echt verschwitzt. Ich keuche. Die Casting-Direktorin kommt raus und meint „Bist du soweit?“ Und ich so „Ja.“ Du weißt schon. Also. Und, ähm … also ich bin 20 Minuten zu spät, was im Schauspielland ein No-go bei Vorsprechen ist.

Ich gehe also rein. Ich mache das Vorsprechen und ich gehe so geschlagen aus dem Raum, als hätte ich einen gigantischen Fehler gemacht, weil das nicht war, was ich tun sollte, dass meine größte Angst, nicht eine Runde weiterzukommen direkt vor meinen Augen wahr wurde. Also ging ich aus diesem Vorsprechzimmer raus. Ich setzte mich auf den Gehweg und fing an zu weinen, und nicht die Art Weinen, die man hören kann. Die Art Weinen, wo die Tränen einfach fließen, und du kannst nicht aufhören, und es ist dir egal, dass du in der Öffentlichkeit bist, versteht du? Und falls du jemals in New York warst und dieses Bild gesehen hast, du weißt schon, der Typ oder das Mädchen, und sie ist ganz für sich, und du kannst das Gewicht ihrer Einsamkeit spüren. Und, ähm, ich gehe zum Zug. Ich sitze allein in der Bahn. Und ich erinnere mich, dass eine Freundin von mir und Anfang der Woche dieses Aufgabegebet aufgesagt haben. Und ich hol mein Handy raus. Und ich sage zu mir selbst, und zu Gott, ich habe gesagt: „Ich gebe auf. Du hast gewonnen. Ich bin erledigt.“

Es war das erste Mal, dass ich in diesem Business aufgegeben hatte. Ich hatte schon Dinge in Frage gestellt, ich hatte gezweifelt, aber ich hatte noch nie, mit dem Herzen, aufgehört. Und ich merkte irgendwie, dass ich nicht allzu glücklich darüber war. Vielleicht war ich einfach im Reinen, so „Okay. Weißt du was? Das ist was Gutes. Ich werde mir etwas Wein bestellen, und etwas Sushi. Ich fahre nach Hause, und das ist etwas Gutes, weil der Rest meines Lebens jetzt wieder in die Spur kommt. Ich werde tun, was ich tun sollte. Du weißt schon. Mein Leben wird mit einem Sinn gelebt werden.“ Und es war ein Freitag, also dachte ich mir: „Am Montag rufe ich meine Agentin und meine Manager an. Es ist in Ordnung. Ich genieße das Wochenende, lade meine Schwester Chi-Chi zu mir ein. Wir hängen rum, ich erzähl’s ihr, das wird cool.“ Ich komm‘ nach Hause, setze mich auf die Couch und denke mir: „Ich guck mir eine von Oprahs Master Classes an.“ Ich habe einen ganzen Haufen gespeichert, also suche ich und suche. Ich dachte mir: „Ich guck mir die Lorne-Michaels-Master-Class an, darüber, wie er SNL gegründet hat.“

Und ich schaue es mir an, und er spricht über die Anfänge, zu Beginn der Show. Und ich glaube, das ist der Pilot oder sowas. Er spricht darüber, wie es den Kritikern völlig egal war. Er sagte: „Ich versuche es noch ein letztes Mal, und ich dachte, wenn ich mir nur den Glauben behielte.“ Und der Bildschirm löst sich in typischer Master-Class-Art auf und dann ist da dieser echt große, alte Baum mit einer Schaukel, und der Himmel ist lila und orange und rot wie in diesen Country-Time-Limonaden-Spots. Und von links nach rechts über die Unterseite des Bildschirms stand da, während Lorne Michaels im Off sprach, „Könnte ich mir nur den Glauben behalten.“ Und die Worte „den Glauben behalten“ rollten über den Bildschirm. Und ich sagte: „Oh, wow. Das gefällt mir echt. Wenn das vorbei ist, spule ich zurück zu dieser Stelle, drücke Pause, mache ein Bild davon und tweete es.“ Und ich hatte das gerade zu Ende gedacht, als mein Handy klingelte.

Es war 17:43 Uhr und meine Agentur rief an. Und ich dachte: „Oh man. Die rufen wahrscheinlich an, weil ich heute 20 Minuten zu spät zu diesem Vorsprechen war.“ Also dachte ich mir: „Weißt du was? Ist in Ordnung. Ich wollte ihnen Montag sagen, dass ich aufhöre. Dann sage ich es ihnen eben heute. Wieso warten?“ Ich nehme ab und eine Minute lang ist es still. Dann sagt sie: „Weißt du noch, das Vorsprechen, zu dem du vor ein paar Wochen gegangen bist, für diese Serie namens Orange Ist he New Black?“ Ich meinte: „Yeah.“ Sie sagte: „Nun, du hast die Rolle nicht bekommen.“ Und ich meinte innerlich nur zu mir: „Oh, jetzt rufen wir Schauspielerinnen schon an, um ihnen zu sagen, dass sie einen Job nicht bekommen haben, super.“ Sie sagt: „Du hast die Rolle nicht bekommen, aber sie würden dir gern eine andere anbieten.“ Und mein Kopf, wäre er nicht an meinem Körper befestigt gewesen, ich schwöre, er wäre im Kreis rotiert. Und ich begann zu schreien, und wurde dann still, um zuzuhören, was sie mir über die Rolle sagen wollte. Sie meinte: „Die Figur heißt Crazy Eyes.“

Und dann, weißt du, anders als an diesem Spätnachmittag, Abend, als es die stillen, traurigen Tränen waren, höre ich zu, und es kommen die stillen, unglaublichen, Oh-mein-Gott-Tränen. Und ich sagte … Ich war so: „Du hats keine Ahnung, dass ich gerade mit all dem aufhören wollte.“ Meine Schwester kommt vorbei und unsere Wein-und-Sushi-Party wird statt einer Ich-hör-auf-Party jetzt eine Ich-hab-einen-Job-Party.

Etwa eine Woche später bin ich zuhause und denke so: „Oh mein Gott, ich hab‘ gar nicht das Bild gemacht, das ich machen wollte.“ Ich denk‘ mir: „Dann los, ich mach’s jetzt, weil es jetzt einfach perfekt ist. Behalte den Glauben. Das war die Lektion.“ Ich gehe also zu meinem DVR, ich finde meine Master Class, ich spule mit doppelter Geschwindigkeit vor, suche danach. Finde es nicht. Ich so: „Oh.“ Vierfache Geschwindigkeit, ich finde es nicht. Vielleicht bin ich zu schnell. Ich dachte: „Ich muss hzu schnell sein, um es zu sehen.“ Also danke ich mir: „Lass mich einfach die Folge gucken. Ist in Ordnung.“ Ich gucke also. Ich gucke die ganze Folge, und es kommt nicht. Wahre Geschichte. Wahre Geschichte.

Und niemand kann mir erzählen, dass es nicht da war, als ich es das erste Mal geguckt habe, denn ich weiß, dass es das war. Und ist nicht genau das Glaube? Es ist das Glauben an etwas, das man nicht sehen oder anfassen kann. Ich kann es jetzt nicht mehr sehen, aber ich weiß, was ich gesehen habe, wie mein Herz und mein Leben sich in diesem Moment verändert haben. Und das war noch danach so, wenn die Dinge zu schwer oder herausfordernd werden, das Unmögliche kann manchmal möglich gemacht werden. Man muss einfach immer glauben, man muss selbst den kleinsten Raum für Hoffnung in alles Möglich lassen, weißt du? Nicht nur Arbeit, im Leben, mit der Familie, bei allem. Die Dinge mögen sich anstrengend und schwer anfühlen. Aber da ist immer etwas Gutes. Da ist immer … Die Dinge werden sich zum Besten wenden und es wird immer alles okay sein. Richtig, Fenway? Richtig.

Ich weiß, Booboo. Ich weiß. Vier Jahre alt, und noch immer ein Welpe.

Ich bin in erster Generation Nigerianisch-Amerikanerin, und meine Eltern haben mein ganzes Leben lang gedacht, ich würde Anwältin werden, weil ich viel reden kann. Und weißt du, es war nicht unbedingt so, dass sie mich in die Richtung geschubst hätten. Ich denke, wenn man in dieses Land kommt, gibt es bestimmte Berufsoptionen, die man kennt, und die man als stabil begreift. Also dachte ich mein ganzes Leben lang, ich würde Anwältin werden.

Und eines Tages sitze ich im Kurs für kreatives Schreiben, das war im dritten Jahr der Highschool, und Ms. Mehlies, die zufällig auch die Lehrerin für die Theater-AG war, zu der ich gehörte, kommt zu meinem Tisch und sagt: „Ich würde mich gern nach der Stunde mit dir unterhalten.“ Und für den Rest der Stunde zermartere ich mir das Hirn, von wegen: „Ich habe nie irgendwas angestellt. Ich habe also absolut keine Ahnung, wieso ich jetzt Ärger bekommen könnte.“ Ich komme also zu ihrem Schreibtisch und sie meint: „Hast du dir schon Gedanken gemacht, was du nächstes Jahr in Bezug auf Collegebewerbungen und so weiter vorhast?“ Und ich meinte: „Ja, tatsächlich.“ Also sagte ich ihr: „Ich glaube, ich will vielleicht irgendwas in der Richtung Geschichte, Politikwissenschaften, irgendwie sowas machen. Und danach will ich Anwältin werden, glaube ich.“ Sie meinte: „Wirklich?“ Und ich so: „Yeah.“ Darauf sie: „Hast du dir jemals überlegt, auf eine Kunstschule zu gehen? Weißt du, wenn ich dich so bei den Proben beobachte, scheinst du das alles wirklich zu lieben. Du weißt, dass du auf eine solche Schule gehen kannst, oder?“

Meine Augen müssen leer und so groß wie Untertassen geworden sein, denn ich hatte keine Ahnung, wovon sie da sprach. Meine Eltern liebten zwar die Künste, und wir gegen auf Konzerte und solcherlei Sachen. Aber ich denke, hier sieht man die Lücke in der Immigrantinnengeschichte – so etwas existiert ganz ehrlich einfach nicht in Nigeria. Und ich ging nach Hause und erzählte meine Mutter davon, weil ich zuallererst dachte, ich würde Regie führen wollen. Sie meinte nur: „Okay.“ Und ich war so … Später an diesem Tag, Abend, was auch immer, dachte ich dann: „Nein, das ist es nicht, was ich machen will. Das ist es nicht, was ich machen will.“ Ich sagte: „Nein, nein, nein, Mom.“ Ich war so: „Ich will auf ein College für Darstellende Künste gehen.“ Und sie so: „Nein.“ Ich hab‘ es später nochmal gesagt, ich so: „Ich will. Ich will auf ein College für Darstellende Künste gehen.“ Und sie wieder: „Nein.“ Ich ließ dann irgendwie locker und als sie in der Küche war, sagte ich wieder: „Mom, ich will auf ein College für Darstellende Künste gehen. Das ist es, was ich will.“ Und sie so: „Okay.“ Das brachte mich zum Überlegen, weil ich fragte dann: „Wieso hast du dann nein gesagt?“ Und sie so: „Ich wollte sicher sein, dass du es ernst meinst.“ Und ähm, und dann haben sie mich den ganzen Weg lang unterstützt.

Das ist es, was den Ball ins Rollen brachte, der erste Kieselstein im Wasser, würde ich sagen, und hätte Ms. Mehlies mich nicht bemerkt. Weißt du? Und das ist die Sache, die, wie ich finde, das Wichtigste ist, gefühlt und gesehen zu werden, oder? Weil für mich, Qualitätsmerkmal einer guten Lehrerin ist nicht nur, dass sie in der Lage ist, schlau den Lehrplan durchzuziehen. Qualitätsmerkmal einer guten Lehrerin ist, dass sie in der Lage ist, in einer Schülerin etwas zu sehen und das erfolgreich zum Vorschein zu bringen, ihr zu helfen, diese Fähigkeit zu erkennen und sie in die Richtung dieser Sache zu führen. Das musste sie nicht. Es war nicht ihr Job, mein Leben anzuhalten und mich in die richtige Richtung zu drehen, aber sie hat es trotzdem getan.

Sitz, Fenway. Sitz. Sitz. Braver Junge. Bereit fürs Gassigehen? Na komm, gehen wir.

Meine Schwester und ich, meine Schwester Chi-Chi, weil ich zwei habe, wir sind, ich glaube, wegen unseres Altersunterschiedes, weil wir sind altersmäßig superdicht aneinander dran, wir sind eineinhalb Jahre auseinander, wir haben eine andere Art von Nähe zueinander.

Wir sagen, wir sind fast wie Zwillinge, weil meine Mom, ich glaube, weißt du, wenn jemand zwei Mädchen hat, die altersmäßig so eng beieinander sind, sie kaufte uns immer die gleichen Klamotten, die gleichen Kleider, oder eines in Lila, eines in Blau, so dass es nicht exakt die gleichen waren.

Und wir waren die meiste Zeit immer so angezogen … Ich meine, ich hab‘ das Gefühl, meine gesamte Kindheit über. Und als ich mich also aufs College vorbereitete, ich war so aufgeregt, aufs College zu gehen. Und ich sagte meiner Schwester und meinem jüngeren Bruder, der zu der Zeit zuhause war: „Wisst ihr, Leute, ich gehe aufs College.“ Und ich sagte es auch immer auf die gleiche Art. „Ich gehe aufs College.“ Aber meine Schwester Chi-Chi, sie schoss jedes Mal zurück. Sie war dann so: „Uzo, wen interessiert’s?“ Du bist nur 45 Minuten weit weg, Uzo, und es ist keine so große Sache. Ich kann dich besuchen kommen, wann immer ich will.“

Und dann kam der Tag, an dem ich zur Schule gehen sollte, gefahren werden sollte. Und meine Schwester, die Feldhockey spielte, es stellte sich heraus, dass die Feldhockey-Testspiele in dieser Woche genau zur gleichen Zeit stattfinden würden, zu der ich zum College losfahren würde. Also konnte sie nicht mit mir mitkommen. Also, weißt du, an diesem Nachmittag oder wann auch immer holte ihre Freundin sie ab, um mit ihr gemeinsam zum Hockey-Probespiel zu fahren. Und ich war in der Küche und spülte das Geschirr, und sie meinte nur: „Okay, bye.“ Weißt du, also, ich so: „Du rockst das.“ Weißt du? „Hab ein gutes Probespiel.“ Und ich dann so: „Chi-Chi, ich fahre heute aufs College.“ Und sie so: „Oh, klar, sorry.“ Sie kommt zurück, und tätschelt mich fix, und meint: „Mm, hab eine gute Zeit. Genieß es. Viel Spaß.“

Ich sagte „Danke“, weißt du, und machte mich wieder ans Geschirrspülen. Und ich stand mit dem Rücken zur Tür, und plötzlich hör‘ ich die Fliegengittertür auf- und zugehen und knallen. Und ich dreh‘ mich um, und da steht Chi-Chi und kommt völlig in Tränen auf mich zu, und sie gibt mir die fetteste Umarmung. Sie meint: „Ich werde dich so vermissen.“ Und ich so: „Chi-Chi, ist okay.“ Ich meinte so: „Ich bin nur 45 Minuten weit weg. Du kannst mich jederzeit besuchen. Es ist kein großes Ding.“

Was mir nicht bewusst gewesen war, jedes Mal, wenn ich sagte, dass ich gehen würde, wie hart das für sie war, dass, als sie meinte: „Es sind nur 45 Minuten weit weg. Ich kann kommen, wann immer ich will“, das hat sie nicht gesagt, weil es ihr egal war, dass ich wegging. Das war, weil es ihr so nahe ging. Ich fing an zu weinen, als sie weg war, weil im Grunde genommen, es war so, dass ich auch keine Ahnung hatte, was ich ohne Chi-Chi mit meinem Leben machen würde. Und wenn du realisierst, dass du jemanden in deinem Leben hast und ihr füreinander 24/ da seid, das willst du niemals verlieren.

Ich hoffe, jeder und jede auf dieser Welt hat eine Chi-Chi, du weißt, was ich meine? Jemanden, für den man alles tun würde und der oder die alles für einen tun würde, aber die auch deinen Humor versteht, deine Macken, deine Stärken, und dich für all das bedingungslos liebt.

Wir sind jetzt ganz oben auf dem Hügel und stehen vor den Stufen von Fort Greene Park, direkt vor dem Prison Ship Martyrs‘ Monument.

Verschnaufpause. Es gibt Leute, die strecken sich aus, entspannen auf Parkbänken, machen gemeinsam mit ihren Trainern Sport. Das ist ein super Ort, um einfach durchzuatmen, umgeben von den Bäumen, umgeben von dem Frieden, den man in New York so selten findet.

Für diesen Song lebe ich, weil er mich an meine Highschool-Zeit und den morgendlichen Weg zur Schule erinnert. Meine Schwester und ich, ich hinter dem Steuer.

[MUSIK WIRD EINGEBLENDET]

Sie auf dem Beifahrersitz, diesen Song raushauend, mit voller Stimme singend, als würde man wahrscheinlich der Stimme schaden, weißt du, und wir beide singen einfach in Harmonie, wir rocken diese Worte raus, ein Konzert im Auto. Und selbst jetzt noch, wenn wir es hören, meine Schwester und ich, weißt du, rocken wir noch immer dazu. Hier kommt “Galileo" von den Indigo Girls.

[MUSIK – „GALILEO“ VON INDIGO GIRLS]

Dieser Song. Ugh. Ich liebe diesen Song so sehr. Das ist ein Song, den du in deinem Zimmer hören kannst. Das ist ein Song, den du im Park hören kannst. Er trifft auf jeder Ebene. Er macht Spaß. Er glitzert. Er lässt dich tanzen wollen. Er lässt dich nachdenken wollen. Er macht, dass du eine bessere Frau sein willst. Er lässt dich einfach nur mit genau dem gleichen Feuer existieren wollen, mit dem er gesungen und ausgespuckt wird. Es ist echt stark, wie die Künstlerin es schafft, Pop und Spaß miteinander zu mixen, aber wenn man wirklich auf das hört, was sie da sagt, ist es auch eine Botschaft. Hier kommt „Doo Wop“ von Lauryn Hill.

[MUSIK – „DOO WOP(THAT THING)“ VON LAURYN HILL]

Ich weiß nicht, wieso ich diesen Song so sehr liebe. Jedes Mal, wenn ich … Okay, zuerst einmal, ich liebe Whitney, und ich spüre einfach, quasi, die Energie. Ich mag, wie die Stimme langsam reinkommt und dann richtig laut wird. Und es fühlt sich an, als würdest du losrocken wollen. Meine Hände sind oben in der Luft. Man spürt einfach gute, positive Energie, es fühlt sich wie Licht an. Das ist „Higher Love“ von Kygo und Whitney Houston. Der ist super. Pure Freude.

[MUSIK – „HIGHER LOVE“ VON KYGO UND WHITNEY HOUSTON]

Es ist lustig, ich hatte nicht erwartet, auf diesem Spaziergang ein solches Erlebnis zu haben, weil ich laut geredet habe, aber ich kann fühlen, dass ich einige der Gespräche, die ich mit mir selbst haben wollte, mit euch allen hatte. Ich habe mit bestimmten Dingen abgeschlossen, habe auf manche Dinge Antworten gefunden. Es war ein echtes Fest. Ein echtes Fest. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit mir spazieren zu gehen. Na komm, Booboo.